Erstmals wurde von Arthur Freiherr von SECKENDORFF, als ehemaliger Leiter des forstlichen Versuchswesen in Österreich und Professors für forstliche Statistik, Waldwertrechnung und Holzmesskunde an der BOKU-Wien, eine eigene Vorlesung über „Aufforstungen und Wildbachverbauung im Gebirge“ in den Jahren 1879/80 gehalten. Eine eigene Honorardozentur für Wildbach- und Lawinenverbauung wurde 1884 geschaffen. Bis zu seinem Tode 1886 lehrte SECKENDORFF das Fach Wildbachverbauung. Er gilt als Gründer des heutigen Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung. Bis zur Neubesetzung übernahmen G. HENSCHEL und A. OELWEIN die Vorlesungen.

Die wissenschaftliche Leitung der damals bereits als Lehrkanzel eingerichteten Unterrichtseinrichtung an der BOKU-WIEN 1888 erfolgte im Jahre durch Ferdinand WANG, der sich bereits 1887 als Honorardozent für Wildbach- und Lawinenverbauung habilitiert hatte. Mit WANG, der im Jahre 1900 zum Leiter der Wildbachverbauung ernannt wurde, begann jene Reihe akademischer Lehrer der Wildbach- und Lawinenverbauung, die durch ihre leitende Stellung in der Wildbachverbauung für ein Nahverhältnis von Praxis zur Lehre sorgten. Auf seine Initiative hin wurde das Fach „Photogrammetrie“ an der BOKU-Wien eingerichtet, das er als Honorardozent leitete. Gleichzeitig unterrichtete er das Forstliche Ingenieurwesen.

Die Lehrkanzel, nach 1913 wieder als Honorardozentur bezeichnet, wurde ab 1917 von Amerigo HOFMANN weitergeführt. Vorher (1904 bis 1909) war er der erste Professor für Wildbach- und Lawinenverbauung in Tokio und legte den Grundstein für die heutige japanische Wildbachverbauung (SABO). Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war er stellvertretender Leiter der Wildbachverbauung in Österreich.

In der nun folgenden Nachkriegs- und Inflationszeit supplierte von 1920 bis 1922 nach dem Übertritt A. HOFMANNS in den italienischen Staatsdienst (Generaldirektor der italienischen Staatsforste) der Professor für das forstliche Bauwesen, Leo HAUSKA, die Vorlesung für Wildbach- und Lawinenverbauung.

Zwei Jahre später wurde Paul WINTER (1922-1948) zur Besetzung der Honorardozentur berufen, die er von 1922 bis 1945 neben seiner Tätigkeit als leitender Beamter im BMLF ausübte.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges supplierte zuerst L. HAUSKA (1945) kurzfristig das Fach, bis im Jahre 1946 der damalige Leiter der Sektion Wien der Wildbach- und Lawinenverbauung, Adolf WEHRMANN, die Abhaltung der Vorlesungen aus Wildbach- und Lawinenverbauung im Ausmaß von 15 Wochenstunden übernahm.

Im Jahre 1950 übernahm der aus der Wildbachverbauung stammende Josef STINY die Vorlesungen. Er war der Ordinarius für Geologie an der TU-Wien und gilt als der Begründer der Ingenieurgeologie. Sein nur kurzes Wirken an der BOKU-Wien prägte jedoch die Ausrichtung der Lehre bis in die heutige Zeit.

Ab 1952 wurde Albert WEBER, Leiter der Abteilung für Wildbach- und Lawinenverbauung im BMLF, mit der Honorardozentur betraut. Er verstand es, 1967 die Errichtung eines Instituts und im Jahr 1971 die Wiedererrichtung der Lehrkanzel für Wildbach- und Lawinenverbauung zu erreichen.

Ihm folgte Herbert AULITZKY, der sich zuvor für forstliche Bioklimatologie habilitiert hatte. Er gilt als der Begründer der Gefahrenzonenplanung.

1990 wurde Hanns Wolfgang WEINMEISTER zum Professor berufen. Sein Schwerpunkt lag in der nachhaltigen Sicherung des Kulturraumes durch ökologische und technische Maßnahmen. Es entstanden die Arbeitsbereiche Wildbach, Lawine und Steinschlag (WLS), da das Institut über ausreichend Personal verfügte.

Mit 1.1.2001 schlossen sich die Institute für Wildbach- und Lawinenschutz sowie Forstliches Bauingenieurwesen zum Institut für Alpine Naturgefahren und forstliches Ingenieurwesen mit nunmehr 2 Professoren und rund 35 Mitarbeitern zusammen. Die Leitung des Institutes übernahm ab 2001 Johannes HÜBL, der sich im Fach Wildbachkunde und Wildbachverbauung habilitierte.

Nach der Pensionierung WEINMEISTERS wurde 2002 Dieter RICKENMANN zum Professor für Alpine Naturgefahren berufen.

Seit dem Jahr 2009 ist Johannes HÜBL Professor am Institut für Alpine Naturgefahren.

weiterführende Literatur:

Institut für Wildbach- und Lawinenverbauung, in: 100 Jahre Hochschule für Bodenkultur in Wien: 1872 - 1972, Wien, 1972, S. 289-294

Institut für Wildbach- und Lawinenverbauung an der Univ. f. Bodenkultur, in:  100 Jahre Wildbachverbauung in Österreich: 1884 - 1984, BMLF, Wien, 1984, S. 244-254